Allerheiligen-Kapelle

Raphy Dallèves gehört zu einer Künstlerkolonie, die den Namen Schule von Savièse trägt. Deren meist kantonsfremde Maler liessen sich am Nordhang des Rhonetales, dem Eifisch- und Eringtal nieder. Dallèves, einziger Walliser unter lauter Malern aus der Stadt, war aber selbst stark durch das städtische Wesen geprägt. Der Abkömmling des Sittener Patriziats bewies seine Zugehörigkeit zur Künstlergruppe durch seine Pariser Erziehung und sein Weltbürgertum. Zwischen 1900 und 1920 liessen sich die Maler dieser Schule im gesamten Wallis nieder. Dallèves entschied sich für Sitten und Les Mayens-de-Sion, wo jeweils sein Elternhaus und ein Chalet standen.

Seine Malerei zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus. Meistens bildet er bäuerliche Szenen ab, erstellt Porträts und manchmal sogar Selbstporträts. Die Allerheiligen-Kapelle bildet somit eine Ausnahme, denn sie zeigt einzig die Hügellandschaft zwischen Valeria und Tourbillon. Bei derartigen Darstellungen wählt der Maler meistens die Stadt Sitten als Hintergrund. In diesem Falle spart er den menschlichen Aspekt jedoch völlig aus und macht so die Kapelle zum Hauptmotiv des Gemäldes. 

Die Wahl des Bildfeldes ist vermutlich als Reminiszenz der Burgkirche Valeria gedacht, die auf dem Bild gänzlich fehlt. Es handelt sich bei dem Motiv um eine romanische Kapelle, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Die auf Braun, Ocker, Grün begrenzte Farbpalette verleiht dem Gemälde eine ruhige Atmosphäre. Das Relief und die Vegetation der Hügel, die noch heute sichtbar sind, wurden leicht angepasst. Das Schloss Tourbillon scheint entfernter als dies tatsächlich der Fall ist. Dies überrascht nicht, da die Maler der Schule von Savièse immer bestimmte Merkmale der reellen Landschaft veränderten, um bestimmte Elemente hervorzuheben. Abschliessend lässt sich sagen, dass trotz der städtischen Lage der Ausschnitt den Eindruck entstehen lässt, man sei in ein verlorenes Paradies irgendwo in einem Mittelgebirge eingetaucht.

Dallèves Raphy

Raphy Dallèves wurde am 26. Januar 1878 in Sitten geboren. Joseph Morand erteilte ihm den ersten Malunterricht. lm Jahre 1899 zog er nach Paris. Er besuchte zunächst die Académie Julian und studierte dann an der Académie des Beaux-Arts bei Léon Bonnat.

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