Sitten

Die grossartigen Erhebungen der Hügel Valeria und Tourbillon, die den Horizont der Rhoneebene begrenzen und die Stadt Sitten beherrschen, bilden für jeden Landschaftsmaler eine Versuchung und eine Herausforderung zugleich. Man kann nicht sagen, Fernand Dubuis gehöre von Rechts wegen zu jener Kategorie von Künstlern, die mit ihrer Ausrüstung auf Wanderschaft gehen und daraus ihre Inspiration beziehen. Im Gegenteil, die Landschaft ist im nunmehr abgeschlossenen Oeuvre dieses weltweit bekannten Walliser Künstlers eine eher seltene Erscheinung. 
Die Originalität der Komposition sprengt den Rahmen. Die Farbtöne, die der Künstler den einzelnen Gebäuden gibt, verleihen dem Ganzen etwas Traumhaftes. Die Leuchtkraft der scharf umrissenen Fassaden, die infolge der fehlenden Öffnungen - eine Ausnahme bildet die Fensterrose von St. Theodul - blind erscheinen, verstärken die festliche und unwirkliche Stimmung. Und doch entsprechen die Farbflächen dem Muster, das der Künstler vor Augen hatte. Da sind das inzwischen umgebaute ehemalige Priesterseminar, das bischöfliche Palais, der Turm der Kathedrale, die Sankt-Theodul-Kirche, das Regierungs-gebäude, die Jesuitenkirche, die Majorie und die in ein besonderes Licht getauchten Hügel Valeria und Tourbillon.
Dubuis hat es hervorragend verstanden, diese Postkartenansicht abzuwandeln und eine tausendfach wiedergegebene Landschaft neu zu gestalten. Sein Bild ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Komposition. Die Linien der Quadrierung, die noch an mehreren Stellen durchscheinen, beweisen, dass der Künstler eine strenge Ordnung beabsichtigt hat. Andererseits hat er seine Landschaft bewusst in eine farblich unbestimmbare Atmosphäre gehüllt, die die Formen verwischt und der Starrheit der architektonischen Strukturen entgegengesetzt ist. Die Freiheit, die sich der Künstler vor diesem Panorama genommen hat, kündigt schon die weit entscheidendere Freiheit an, die er sich gestatten sollte, als er seine Ausdrucksweise radikal veränderte und nur noch nonfigurative Bilder schuf. Die originelle Ansicht, die Fernand Dubuis von seiner Heimatstadt entworfen hat, deutet diesen Wandel bereits an.
 

Dubuis Fernand

Fernand Dubuis wurde am 25. April 1908 in Sitten geboren. Nachdem er ein paar Monate die Lausanner Zeichenschule besucht hatte, zog er  Ende 1930 nach Paris und bildete sich bis 1933 an verschiedenen Akademien (Colarossi, Ranson und Grande Chaumière) weiter.

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