Z'alt Fäschi

Die Qualitäten des Zeichners Olsommer treten hier deutlich zutage: die Sicherheit und Klarheit der Linienführung und die Genauigkeit des Striches. Diese Eigenschaften sind um so ausgeprägter, als sie im Dienste eines Themas stehen, das der ihm so teuren mystischen Bezüge für einmal entbehrt.
Olsommer ist seinen Lieblingsthemen nur selten untreu geworden, um der auf Walliser Motive erpichten lokalen Kundschaft entgegenzukommen. Seine deskriptive Art traf ihren Geschmack. Es waren vor allem wirtschaftliche Gründe, die den Künstler veranlassten, der Nachfrage zu entsprechen. Deshalb weist sein Werk zahlreiche Bildnisse von Walliserinnen in der traditionellen Tracht auf. Sie sind aber kaum bekannt, weil die Eigentümer ihren Schatz eifersüchtig hüten. 
Die junge Frau auf diesem Bild trägt eine sehr einfache Tracht. Nur das rote Kopftuch verrät dem Kenner deren Herkunft. Es ist die Tracht von Champéry im Val d'Illiez. Die Gesichtszüge des Modells charakterisieren nicht den dortigen Typ, sondern sie erinnern eher an das Frauenbild der zwanziger Jahre, der Blütezeit der Art déco. Die ästhetischen Anleihen gehen noch weiter. In der schönen und kunstvollen Arabeske des Baumes und seiner Äste kann man einen Hinweis auf die Schmuckformen des Jugendstils sehen, dessen Kunstgriffe Olsommer vollkommen beherrschte. Die absichtliche Beschränkung der Palette verleiht diesem reinen Profil einen zeitlosen Charakter. Was bloss eine anekdotische Abbildung hätte werden können, erlangt auf diese Weise allgemeine Gültigkeit.
 

Werlen Ludwig

Ludwig Werlen wurde am 24. September 1884 in Geschinen (Bezirk Goms) geboren. lm Jahre 1902 machte er in Zürich eine Lehre als Dekorationsmaler; dann schrieb er sich an der Kunstgewerbeschule der Stadt ein. lm Jahre 1905 weilte er an der Ecole des Beaux-Arts in Genf und ein Jahr darauf an der Königlichen Bayerischen Akademie in München.

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