Die Rhoneebene

Was hat eine junge Frau aus Siders zu Beginn der vierziger Jahre veranlassen können, die Laufbahn einer Malerin einzuschlagen? Auf diese Frage geben die ersten Werke der Künstlerin eine eindeutige Antwort, so diese originelle und lichterfüllte Ansicht der Rhoneebene. 
Das Werk klammert die topographischen Hinweise aus, obwohl das Anekdotische in dieser Komposition nicht völlig fehlt, wie die unauffällige Präsenz eines Bauern zeigt. Der rote Fleck, der ihn auszeichnet, ist der einzige farbliche Akzent in dieser Beschwörung des Frühlings, in der die Blautöne dominieren. 
Die Palette ist fein abgestuft. Sie verrät das koloristische Temperament der Künstlerin. Die einfache Komposition baut sich aus einer Folge von Horizontalen auf, deren Wirkung durch die perspektivisch bedingten Diagonalen kaum beeinträchtigt wird. Der dichte und gewellte Hintergrund stellt mit seinen gekurvten Linien einen reizvollen Kontrast zum Hauptmotiv dar. 
Christiane Zufferey hat in ihrer Landschaftsmalerei nicht effektvolle Gebirgsmotive gesucht, sondern möglichst neutrale Vorwürfe gewählt, die ihr erlaubten, ihrer Lust am Malen freien Lauf zu lassen. Ein Jahr, bevor dieses Bild als eine ihrer ersten Landschaften entstand - sie war damals 25 Jahre alt -, hatte sie ihre Ausbildung an der Kunstgewerbeschule von Zürich abgeschlossen. Dort hatte sie die Kurse Max Gublers besucht. Die gefühlsmässige Verwandtschaft mit dem Lehrer kommt in dieser Landschaft deutlich zum Ausdruck. Wohl zog die Schülerin aus seinem Unterricht grossen Nutzen, sie brachte aber auch die besten Voraussetzungen mit.
 

Zufferey Christiane

Christiane Zufferey wurde am 8. Dezember 1920 in Siders geboren. Ihr Vater Gaston Zufferey war Fotograf. lm Jahre 1940 ging sie nach Genf, wo sie an der Ecole des Beaux-Arts dem Unterricht von Alexandre Blanchet und Fernand Bovy folgte.

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