Frau

Öl auf Leinwand, 65 x 54,5 cm
Bei diesem bemerkenswerten Porträt handelt es sich eigentlich gar nicht um ein Porträt, sondern vielmehr um ein Scheinporträt. Es zeigt eine Frau, die kein Gesicht hat. Sie hebt sich kaum vom Hintergrund ab, der auf das Einfachste reduziert ist und durch das Fehlen von Perspektive etwas von einem groben Schachbrettmuster hat. Namenlos, gesichtslos, ein generischer und universeller Titel: Frau. Eine Verortung ist nicht möglich, eine Personifizierung ebenso wenig. Sie ist weder Archetyp noch Allegorie der Frau als solche. Ihre äusserst schlichte Kleidung ist unspektakulär und in ihrer Erscheinung kommt kein Verlangen zum Ausdruck. Sie ist einfach, und das ist alles. Sie ist dieses Nichts der Existenz, das der Essenz vorangeht. Descartes vertrat die Ansicht, dass die Essenz der Existenz vorausgeht, das heisst, dass wir mit Bestimmungen und Gaben geboren werden, die Gott uns verleiht. Sartre hingegen führt uns zu diesem Nichts des Seins, das zuerst reine Existenz ist und das Leben vor sich hat, um seine Essenz zu entwickeln. Die Frau von Leo Andenmatten ist das erste und wahrscheinlich einzige existenzialistische Bild der Kunstgeschichte und somit eine Besonderheit.
 

Andenmatten Leo

Leo Andenmatten wurde am 25. Februar 1922 in Susten geboren. lm Jahre 1940 schloss er in Lausanne seine kaufmännische Ausbildung ab. Gleichzeitig malte er als Autodidakt seine ersten Bilder.

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