Jongheid (Jugend)

Die Formen von Antonie Burgers Bildern kommen direkt aus seinem Unterbewusstsein. Er formt kurz die Konturen der Figuren und macht sie dann durch Kohlestriche sichtbar. Nach seinem Unfall, welcher seine Karriere schwer prägte, benutzt Antonie Burger seine linke Hand für seine Werke, signiert aber weiterhin mit der rechten Hand, wie man auf dem weissen Hintergrund rechts unten sehen kann.

Obwohl der niederländische Titel dieses Werks mit « Jugend » übersetzt wird und einen ersten Leseschlüssel darreicht, bleibt Jongheid in ein Mysterium eingehüllt. Die drei stehenden Personen mit hermaphroditen Zügen bergen ein Rätsel. Auch wenn diese Figuren, eine echte Nachbearbeitung des Themas der drei Grazien, eine Allegorie der Jugend darstellen könnten, scheinen die drei Silhouetten einander zu stützen. Ihre geneigten Köpfe, welche zugleich kräftig und zerbrechlich sind, und ihre verkniffenen Augen sollen nicht an Traurigkeit erinnern, was im Widerspruch zum Titel stehen würde, sondern vielmehr den Eindruck von Melancholie über vergangene Zeiten verleihen.

Der spezielle und ungewöhnliche Untergrund aus Pavatex verstärkt die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre. Als er keine Malfläche mehr hatte, kam er auf die Idee, das Material seinem normalen Untergrund hinzuzufügen. Diesen Untergrund, welcher ursprünglich zum Lagern und Trennen seiner verschiedenen Werke bestimmt war, nutzte der Künstler auf die gleiche Weise wie jede andere Malfläche. Das Material ist hinter der Malschicht sichtbar und verstärkt umso mehr seine geheimnisvolle Aura. In Bezug auf die Zusammensetzung ist auf der unteren Seite des Gemäldes ein Randentwurf zu erkennen. Dieser Streifen, welcher zugleich in die Zeichnung integriert und durch die verschiedenen Farbtöne abgetrennt ist, ist wie ein Rahmen, der die Personengruppe vom Betrachter des Bildes trennt. Die Mischtechnik mit Öl, welches mit Terpentin vermischt ist und auf dem Kohlestriche hinzugefügt wurden, verrät eine totale Abkehr von der Aquarellmalerei, welche der Künstler einst in Landschaften anwandte. Die reduzierte Farbpalette und die Weiss-Grau-Kontraste offenbaren die Bedeutung der Figuren auf dem Bild. Die Verarbeitung der Konturen erinnert zwar stark an die Tänzerinnen von Matisse, aber diese Modelle bleiben starr und grau. Die kalten Farben auf dem Gemälde bestätigen einmal mehr die Lebenskräfte der Jugend und transportieren uns in ein Traumbild dieses Lebensabschnittes.


Das grosse Schaffen von Antonie Burger, bestehend aus Skizzen, Zeichnungen, Gemälden und Gravuren, definiert die dem holländischen Künstler eigene Malwelt. Nach eigenen Angaben sind seine Gravurwerke seriöser als seine Zeichnungen oder Gemälde, die eine grössere Stil- und Themenfreiheit zeigen. Im Gemälde ist diese Zwanglosigkeit durch die schnellen Malstriche zu spüren, wo die vom Künstler empfundenen Innengefühle vermittelt werden. Antonie Burger gesteht selbst : Im Sternzeichen Fisch geboren, entflieht und flüchtet er ins Innere seines Werkes. Dies ist auch der Grund, weshalb er die gut gehüteten Informationen seiner Werke nie preisgibt und ein anderes Mittel als die Sprache findet, um sich auszudrücken.

Burger Antonie

Antonie Burger ist am 27. Februar 1942 in Lisse, Niederlande, geboren. Sein Vater, Lehrer, Musiker und seit seinem jüngsten Alter passionierter Zeichner und Maler, drängt ihn zu einer künstlerischen Ausbildung. Von 1955 bis 1959 besucht er die Grafische School van Amsterdam und ist während zweier Jahre als Grafiker tätig. 

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