Bau, Aufbruch, Shelter

Die Arbeit von Denise Eyer Oggier vermengt ihre Multikulturalität mit ihren inneren und identitären Spannungen. Die drei kleinformatigen Bilder Bau (2002), Aufbruch (2001) und Shelter (2001) zeugen von der grossen Sensibilität der Künstlerin. Sie stellen Zufluchtsorte dar, in denen sich Form, Farbe und das Gleichgewicht der abstrakten Komposition verbinden. Es handelt sich dabei um schnell geschaffene Arbeiten, die die gesamte Fläche einnehmen und eine formelle Nachahmung ausschliessen. Formen und Farben sind befreit vom Figurativen und werden zu den wichtigsten Themen des Bildes. Bei diesen bestimmten Werken kann das Thema dank der Titel, die den Schlüssel zur Interpretation bieten, identifiziert werden: Bau, Aufbruch und Shelter. Diese Begriffe werden von der Künstlerin mit einer Schutzsymbolik assoziiert und sie bezieht sich auf das Werk Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre, ein existentialistisches Theaterstück, in dem der verfügbare Raum eine Möglichkeit bietet, seine Gefühle auszudrücken.

In ihrer Malerei wechselt die Künstlerin zwischen der Verwendung figurativer und abstrakter Motive. Mit Hilfe von Erzählungen und vergangenen Geschichten arbeitet sie an ihrer Identität und lässt sich vom Eindruck des Augenblicks inspirieren. Dort, wo sie zu abstrakter Kunst wechselt, wirkt ihre Malerei wie ein Messinstrument ihrer Emotionen. Die Kunst der Formen verleiht ihr die Freiheit sich durch Stoffe und Farben auszudrücken. Die in Hell-Dunkel-Harmonien ausgeführten Farbstriche, bearbeitet durch Schaben von Hand, werden durch die Verwendung von glatter Acrylfarbe in lebhaften Farben erreicht. Der Einsatz von Mischtechniken bietet der Künstlerin die Möglichkeit einer persönlichen Ausdrucksweise und erlaubt ihr, den Austausch der Medien untereinander zu beobachten. Auf dem dritten Werk schreibt sie dessen Namen direkt auf die sichtbare Unterlage und verstärkt somit nochmals die Intensität der Schutzfunktion – nach Art eines Militärbunkers. Man muss darauf hinweisen, dass diese drei Werke, auch wenn sie aus der gleichen Periode stammen, nicht als ein Ganzes gedacht waren. Im Gegenteil, trotz der gemeinsamen Bedeutung, sind sie nicht untrennbar, sondern verweisen auf die formelle und konzeptuelle Harmonie der Künstlerin in dieser Schaffensperiode.


Quellen: Ausstellungskatalog, Kunstforum Oberwallis, Visp, 2010; Ausstellungskatalog Galerie zur Matze, Stockalperschloss, Brig, 2016; Gespräch mit der Künstlerin im Dezember 2016

Eyer-Oggier Denise

Denise Eyer-Oggier ist am 22. August 1956 in Naters geboren. Von 1973 bis 1974, besucht sie die Walliser Schule für Gestaltung in Sitten. Im Anschluss daran absolviert sie ein Studium als Grafikerin an der Schule für Gestaltung in Bern und eine Ausbildung in einer Druckerei in Visp. Im Jahr 1979 erhält sie ihr eidgenössisches Fähigkeitszeugnis. Sie arbeitet als Grafikerin, selbstständige Künstlerin und unterrichtet Zeichnen und Malerei. Sie ist Mitglied des Berufsverbandes Swiss Graphic Designers (SDG) und von Visarte Oberwallis. Heute lebt sie in Brig, wo sie ihr Atelier im Stadtzentrum eingerichtet hat.

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