Mond in der Toskana

Françoise Carruzzos künstlerischer Werdegang ist gekennzeichnet durch die Verwendung verschiedenster Maltechniken: Aquarell, Tusche und Öl. Aquarell und Tusche erlauben eine direkte, schnelle Malerei ohne vorangehende Skizzen. Sie werden ebenfalls für ihre dem beigemengten Wasser zu verdankende Transparenz gerne verwendet. Ölgemälde, beispielsweise Mond in der Toskana, erfordern eine völlig andere Herangehensweise. Da die Farbe nur langsam trocknet, besteht die Möglichkeit, Korrekturen vorzunehmen und das Werk während des Entstehungsprozesses noch zu verändern.

Das Gemälde stellt zwar eine Landschaft dar, wurde jedoch in einem Atelier gefertigt. Die Verwendung von Öl ermöglicht den Dialog mit der Materialität des Werks. Die aufgetupfte Farbe vermittelt das Spannungsfeld zwischen der Wirklichkeit und den durch die Künstlerin eingefügten Verfremdungen. Carruzzo stützt sich auf ihr visuelles Gedächtnis, ihre Erinnerung an Eindrücke sowie ihre Stimmung während des Schaffens.

Ihre Komposition zeichnet sich durch eine begrenzte Farbpalette, vertikale Element und einfache Formen aus. Die Vegetation besteht aus zwei Zypressen und einer Pinie. Die beiden Koniferen stehen sinnbildlich für die toskanische Landschaft und stellen somit den Zusammenhang zwischen dem Gemälde und seinem Titel her. Durch die verwischten Konturen und Grün-Nuancen wirkt die Darstellung der Bäume fast schon abstrakt. Sie werden durch orangene Einsprengsel und eine hellere Stelle in der Mitte, vermutlich der Mond, ergänzt. Die kleinen Farbtupfen könnten Erinnerungen an Vogelschnäbel sein, die sich im Mondschein auf einer Wasseroberfläche spiegeln.

Dem Blau kommt in diesem Werk ebenfalls eine wichtige Rolle zu. Die Farbe ist eine klare Allegorie für die Nacht und zudem bringt sie die Lichtimpressionen besser zur Geltung. Übrigens erstellte die Künstlerin mehrere Versionen dieses Landschaftstyps mit unterschiedlichen Blautönen im Hintergrund. Die Stimmungslage, die davon ausgeht, verändert sich je nach Mischung und Zusammenspiel der verwendeten Farben. Die subjektive Wirkung ist bei jedem Betrachter selbstverständlich anders. Die Eindrücke hängen von demjenigen ab, der das Bild betrachtet und erfühlt. Insofern enthält das Gemälde Aufschlüsse über das Wesen der Kunst, aber auch über formelle Beschreibungen.

 


Quellen: Carruzzo, 2010, Esuvia-Verlag, Florenz, Ausstellung Françoise Carruzzo vom 11. September bis 8. Oktober 2010, Galerie de la Grenette; Gespräche mit der Künstlerin im Dezember 2016.

Carruzzo Françoise

Francoise Carruzzo wurde 1950 in Chamoson geboren. Nach einer berufsbegleitenden Ausbildung von 1965 bis 1969 am Lehrerseminar in Freiburg wurde sie eine Schülerin von Albert Chavaz und anderer Schweizer Maler.

Mehr