Der Haut-de-Cry
In der kleinen Welt der Walliser Landschaftsmalerei ist der Name Charles Wüthrich zwar nicht völlig unbekannt, aber er nimmt darin nur einen unbedeutenden Platz ein. Damit büsst der Künstler für eine allzu lange, durch zu viele minderwertige Bilder gekennzeichnete Karriere. Auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei ist er jedoch mit wirklich gelungenen Werken hervorgetreten.
Die Ansicht des in Nebel gehüllten Rhonetals ist in den Mayens-de-Sion entstanden. Sie fängt die Stimmung eines Sonnenaufgangs über dem Haut-de-Cry ein. Der Künstler betont die Pyramidenform des Berges und wendet mannigfache Kunstgriffe an: Durch wellenförmige Streifen (Kornfeld, Bäume, Wolken) belebt er die geschickte Komposition, deren Zweck es ist, das einzeln im vollen Frühlicht thronende Gebirgsmassiv hervorzuheben. Die ungewohnte Inszenierung verleiht der alltäglichen Landschaft einen romantischen und erhabenen Charakter. Die Verteilung der warmen und der kalten Töne und der Wechsel von hellen und dunklen Zonen tragen dazu bei, einer Wirklichkeit, die in keiner Weise für eine solche Behandlung vorherbestimmt war, Kraft und Originalität mitzuteilen. Darin besteht der entscheidende Beitrag des Malers.
Wüthrich Charles
Charles Wüthrich wurde am 21. Juni 1875 in Bex (Kanton Waadt), an der Grenze zum Wallis, geboren. Er erlernte in Genf die Dekorationsmalerei. Dieser Tätigkeit oblag er in Grenoble, Turin, Nizza und Grasse.
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