Frau mit Zinnzeug

Öl auf Leinwand, 120 x 150 cm
Die Hausarbeiten im Aufgabenbereich der Frauen waren ein beliebtes Sujet von Marguerite Burnat-Provins, sie idealisierte diese sowohl mit der Feder als auch mit dem Pinsel. Sie verteidigte die Rolle der Frau als Hausfrau und konnte sich nichts Erfüllenderes vorstellen, als eine Ehefrau zu sein, die abends sehnlichst die Heimkehr ihres Ehegatten erwartet: «Mein Lohn, Freund, schreibt sie, ist dein Lächeln, wenn du in ein schönes Heim zurückkehrst, das Essen bereitsteht, ohne dass ich mich für angebrannten Mais oder übergekochte Milch entschuldigen muss. Unter unserem Dach, in unsren Gedanken und in der Ordnung der Dinge herrscht Harmonie, und stilles Wohlwollen ist unsere Verbündete. »
Frau mit Zinnzeug ist ein gutes Beispiel für die Idealisierung einer Hausarbeit, die niemand als besonders undankbar bezeichnen würde. Hier kommt die Mühsal der Arbeit nicht zum Ausdruck. Die Umgebung wirkt freundlich, das Licht ist sanft, die elegante und urbane junge Frau poliert das Zinnzeug, wie man ein Buch liest oder ein Kind wiegt. Bestimmt wollte Burnat-Provins hier im symbolistischen Sinne diskret und zurückhaltend eine moderne reumütige Magdalena malen, die ihren Stolz und ihre Eitelkeit gegen ein wenig Einfachheit und Bescheidenheit eintauscht. Darauf weist die links unten auf dem Boden liegende Pfauenfeder hin, ebenso der Zinn auf den Knien, der matt ist und im Gegensatz zum Spiegel ihr schönes Gesicht nicht spiegelt.
 

Burnat-Provins Marguerite

Marguerite Burnat-Provins wurde 1872 in eine wohlhabende Familie geboren und studierte Kunst in Paris. 1896 heiratete sie den Architekten Adolphe Burnat aus Vevey. Nach ihrer Begegnung mit dem Maler Ernest Biéler entdeckte sie das Wallis und besuchte die Künstler der Schule von Savièse.

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