Saillon, Flachland und Gebirge

Alfred Rehfous, welcher während seiner ganzen Karriere die Lehren seines Meisters Barthélémy Menn verfolgte, ist ein in der Schweiz, besonders in Genf und im Wallis, anerkannter Landschaftsmaler. Nachdem er in Genf und in Paris gearbeitet hatte, liess er sich im Wallis nieder, wo seine Walliser Kunstwerke um das Jahr 1900 immer bedeutsamer wurden, vor allem nach seinem Umzug nach Saillon.

Nach seinem Beitritt zu der damals im Wallis präsenten Künstlerkolonie macht er sich daran, die Landschaften dieses „verlorenen Paradieses“ zu malen. Obwohl er sich den Künstlern der Schule von Savièse anschliesst, malt er Bilder entgegen der Strömung seiner Zeitgenossen. Dort, wo Maler wie Biéler und Dallèves ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Gesicht des Bauern richten, schiebt er es in den Hintergrund oder lässt es sogar ganz weg.
Beim Kunstwerk Saillon, Flachland und Gebirge geht die mit dem Rücken zugewandte Bäuerin in der Landschaft unter und die Strömung des Flusses steht im Zentrum des Gemäldes. In der angeblichen Studie dieses Gemäldes namens Saillon, welches das Eigentum des Kunstmuseums Neuenburg ist, kommt übrigens keine Person vor.
Wie sein Titel verrät, lässt uns Saillon, Flachland und Gebirge eine ebene Landschaft entdecken, eine für die Maler der Schule von Savièse seltene Illustration. Das Gemälde enthüllt einen Teil des rechten Rhoneufers, welches aus drei sukzessiven Ebenen besteht. Als erstes richtet sich der Blick des Betrachters auf den Fluss von la Sarvaz, welcher zwischen den Dörfern Saillon und Fully fliesst, danach auf den Berghang des Dorfes und schliesslich auf die verschneiten Gebirgsmassive der Berner Alpen.
Die Komposition als Ganzes wirkt harmonisch und geordnet durch den Fluss, welcher als Symmetrieachse im Zentrum fungiert. So können die Elemente auf den Seiten einen Dialog führen. Die beiden Pappeln auf der rechten Seite antworten den Stadtmauern des Dorfes Saillon und halten das Bild im stabilen Gleichgewicht. Diese homogene Komposition des Ganzen lädt den Betrachter ein, der Strömung des Flusses entlang zu gehen, um sich im Gebirgsmassiv im Hintergrund zu verlieren.
Abgesehen von der Ruine am Berghang, zeigt diese Landschaft eine nahezu unbebaute Gegend. Die lichtdurchflutete Landschaft koordiniert die sukzessiven Ebenen kalter Farbtöne, welche in den Werken des farbenblinden Künstlers sehr präsent sind. In dieser Darstellung zieht Rehfous vor allem insoweit einen malerischen Nutzen, dass er nur die Einfachheit der Landschaft zeigt.

Im Rehfous’ Werkverzeichnis sind die Datierungen der Werke problematisch, weil er sie auf seinen Bildern generell nicht erwähnt. Die Ausstellungen zu Lebzeiten des Künstlers ermöglichten es, das ungefähre Datum ihrer Herstellung festzustellen. Saillon, Flachland und Gebirge wurde erstmals im Jahr 1913 an Rehous’ posthumanen Ausstellung im Rath-Museum in Genf präsentiert. Obwohl das Herstellungsdatum nicht bekannt ist, erlauben mehrere Elemente eine approximative Datierung. Als erstes seine Signierung, welche in dieser Form eher nach 1900 angewandt wurde und für seine Zeit im Wallis typisch war. Zudem malte er mehrere Male nach Beginn des Jahrhunderts die Landschaft der Rhoneebene, welche er in seinen Ausstellungen von 1904 bis 1910 zeigte. Dieses Werk gehört vermutlich zu den letzten Werken des Künstlers, deren Datierung dadurch bestätigt wird, dass auch seine letzten Landschaften besonders hell waren.
 

Rehfous Alfred

Alfred Rehfous ist am 22. Januar 1860 in Genf geboren. Nach einer Grundausbildung besucht er von 1876 bis 1880 die Kurse von Barthélemy Menn an der „Ecole des beaux-arts“ in Genf. In Paris, in den Ateliers von Alexandre Cabanel und von Jean-Joseph Benjamin-Constant, bildet er sich weiter.

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