Karneval
Öl auf Leinwand, 73 x 92 cm
Henri Roulet war fasziniert von Venedig. Er malte die Häuserfassaden am Canal Grande und davor die Bewohner in Karnevalskostümen. Auch die Fasnachtsbräuche hierzulande in katholischen Gebieten wie dem Wallis übten eine Anziehungskraft auf ihn aus. Doch der Künstler malte keine prächtigen venezianischen Kostüme mit den berühmten schönen Masken, sondern – ganz in seiner Art – einfache, rustikale Motive, die leicht erkennbar sind: einen Wolf, einen kegelförmigen Hut, eine rote Nase, ein buntes Harlekinkostüm, die schnabelartige Nase des Pulcinella, ein oder zwei geschnitzte Arvenholzmasken nach regionaltypischer Art. Der Umzug passiert eine ungepflasterte Strasse in einer kargen Umgebung mit kahlen Bäumen, in deren Wipfel schwarze Vögel das Treiben beobachten. Der graue Himmel, die Strasse und der weisse Schnee bringen die lebhaften Farben der Figuren und der drei Karussells, die im Hintergrund die Perspektive vervollständigen, zum Leuchten. Getreu dem besonderen Stil Henri Roulets wirken seine Gestalten weder freudig noch trübselig. Sie strahlen eine Melancholie des Lebens aus, das seinen gewohnten Lauf geht, als ob gelegentliche Festlichkeiten die Unbillen des Alltags nicht aufwiegen könnten.
Roulet Henri
Der gelernte Steinschleifer Henri Roulet erlernte das Malen autodidaktisch abends nach der Arbeit. Er besuchte keine Malkurse, ging jedoch häufig an Ausstellungen und in Museen, um seine technischen und künstlerischen Kenntnisse zu erweitern. Erst 1942, nach einer langen Krankheit, beschloss er, die Malerei zum Beruf zu machen. Der Genfer stellte 1961 erstmals im Wallis aus.
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