Liens de sang (Blutsbanden)

Pierre Zuffereys Gemälde Liens de Sang gehört zu den Werken, die an der Ausstellung des MuBe, des zeitgenössischen Kunstmuseums von Sao Paulo, präsentiert wurden. Die Werke dieser Ausstellung mit dem Titel Nuit blanche sind bezeichnend für die Produktion des Künstlers: Hierbei handelte es sich um verschiedene Serien von Bildern mit demselben Wort: Liens de sang, Liens de nuit, Liens d’eau.

Der Titel dieser Werke bezieht sich auf Pierre Zuffereys Forschungen rund um die Essenz seines künstlerischen Schaffens. Seine Inspiration findet er im Kontakt mit der Walliser Natur und stellt eine enge Beziehung zwischen den Wurzeln eines Baumes und seiner eigenen Herkunft her. Liens de sang handelt also von seiner Extraktion aus der Walliser Erde: Die rote Farbe und demnach das Blut erinnern an den irdischen Teil des Milieus, aus dem er stammt.

Die Einflüsse der Vertreter der abstrakten Malerei, Nicolas de Staël, Pierre Soulages und Franz Kline, sind an den geometrischen Formen mit ungenauen Konturen zu erkennen sowie an der gestischen Energie, die von der Leinwand ausgeht. Auch die Bedeutung von Schwarz ist allgegenwärtig und typisch für seine Bilder. Diese dunkle Farbe stellt er mit Hilfe von durch Bindemittel verklebten Pigmenten, trocknenden Ölen und Terpentin her. In seinem Atelier stellt er die Werke auf halber Höhe auf, um einen gewissen Abstand und eine bessere Positionierung zu erlangen. Das dick aufgetragene Malmaterial erklärt sich durch den Einsatz einer grossen Bürste, die durch getrocknete Farbe ersteift ist.

Die Komposition des Polyptychons aus 4 gleichen Teilen, welche aus primär praktischen Gründen so aufgeteilt ist, bleibt dennoch interessant. Die im Werk des Künstlers wiederkehrende Komposition verdeutlicht die Bedeutung der Linie und der Farbe. Die zentrale Verbindung der Elemente verstärkt den Gedanken der durch das Ganze geformten Bindungen. Obwohl der Zufall mitspielt, bleiben seine Striche kontrolliert. Die schwarzen Stellen sind gefärbt und verhalten sich wie Wasserspiegel. Durch das Auftragen aufeinanderfolgender Schichten bringt er die Helligkeit durch die verschiedenen Farbschichten zum Vorschein. Je nach Standort des Betrachters werden die Reflexionen intensiver und der Abglanz des Malmaterials verwandelt sich in transparente Töne.

Die abstrakte Malerei von Pierre Zufferey ist an ihrem sensiblen Charakter zu erkennen. Seine Werke sind wahre Bilder des Intimen, die durch die von ihnen freigesetzte Kraft seine brutale Bindung an das eigene Leben durchschimmern lassen. Dieser nahezu kämpferische Schöpfungsprozess des Werks vermittelt ein Gefühl der totalen Verschmelzung des Künstlers mit seinen Bildern. Seinem Werk zugewandt, steht Pierre Zufferey im Dialog mit seinem Gemälde : Ein Werk ist erst dann vollendet, wenn es mit ihm nicht mehr in Kontakt tritt. Seine Kunst funktioniert nach der Art der Bildsprache seines Tagebuches.
 

Zufferey Pierre

Pierre Zufferey ist am 9. November 1969 in Siders geboren. Während seiner Lehre als Architekturzeichner im Jahr 1989 entdeckte er seine Leidenschaft für die Malerei. Vollkommen autodidaktisch macht er zunächst Skizzen auf Papier mit Tusche oder Kohle, dann macht er sich an die grossen Formate unter Einsatz von Ölfarbe und Acrylpigmenten. Die Geburt seiner beiden Kinder um 1993 und 1996 wird seine Malweise beeinflussen und seiner Schaffenskraft laufend neuen Schwung geben.

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