Mont Collon

Als würdiger Vertreter der Landschaftsmalerei, auf welche er sich während seiner Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie spezialisierte, malte er dieses Werk vor seiner endgültigen Rückkehr ins Wallis. An der Lunge erkrankt, kehrte er immer wieder ins Land zurück, um sich behandeln zu lassen. Aus seiner Rekonvaleszenzzeit brachte er zahlreiche Naturskizzen nach Deutschland. Der Künstler malte seine Werke in seinem Atelier und zögerte nicht, diese Motive auch in anderen Kompositionen zu verwenden. Als Genre- und Landschaftsmaler, aber auch als anerkannter Alpinist offenbart Ritz uns in diesem Gemälde sein Wissen und seine Liebe zum Hochgebirge. Seine Alpenbilder zeugen von seiner Leidenschaft für die Entdeckung der Walliser Gipfel. Im Wissen um die Entwicklung des Alpentourismus vom Ende des 19. Jahrhunderts machte er sich daran, dieses Bild auf dem deutschen und deutschschweizerischen Markt zu verbreiten. Dennoch befanden sich die Berge, die er so sehr liebte, jedesmal im Mittelgrund einer anmutigen und romantischen Komposition, welche die Grossartigkeit der Natur dem menschlichen Schaffen gegenüberstellt. Mont Collon weicht von dieser Regel nicht ab und bietet einen Ausschnitt der mehrschichtigen Komposition. Im Vordergrund des Gemäldes sind zwei angrenzende Landhäuschen zu sehen, umsäumt von Bäumen auf der linken Seite und von einer kurzen Wegstrecke, welche auf der rechten Seite verschwindet. Die Fensterläden sind geschlossen und der Alpendekor wird durch keine Menschengestalt gestört.

Die beiden Landhäuschen fügen sich in die Kontinuität der Landschaft im Mittelgrund, wo sich der Berg und der Gletscher im Hintergrund des Tals erheben. Der mit einem Lärchen- und Arvenwald besetzte Gebirgshang auf der linken Seite steht dem Steinhang auf der rechten Seite gegenüber. Die V-Komposition lädt den Blick des Betrachters ein, auf dem durch den Arollagletscher geformten Weg zu ruhen, von dem die Nordwand des Mont Collon ausgeht. Obwohl er sich im Hintergrund befindet, bleibt er das dominante Element des Gemäldes. Die Luftperspektive der Komposition verleiht dieser Landschaft eine autonome Dimension, wo die Natur über allem steht. Die genaue Topographie der Szene beweist, dass diese Alpenlandschaft, welche irgendwo zwischen einem romantischen Bild und einem der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eigenen Realismus liegt, nach der Natur gemalt wurde. Dieser Realismus wird durch die Lokalisierung des Bildes bestätigt, welche in der Monogrammsignatur des Künstlers links unten geschrieben steht : « ЯR, Arolla 1 Aug ».

Raphael Ritz, welcher als Erfinder des Walliser Bildes gilt, liefert uns ein Werk in der Linie der Walliser Landschaftsmaler, wo sich das Erhabene der Alpenmalerei mit dem Malerischen des ländlichen Genres vermischt. Mit Mont Collon zeigt er nicht nur das Gebirge, sondern auch die seinem Kanton eigene Alpenwelt, die er exportierte und die ihn in Deutschland berühmt machte.

Ritz Raphael

Raphael Ritz wurde am 17. Januar 1829 in Brig geboren. Sein Vater Lorenz Justin war ein bekannter Maler. Der junge Raphael schwankte zwischen der Malerei und den Naturwissenschaften und entschied sich dann für die Kunst.

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