Mont Collon, Arolla

Öl auf Leinwand, 27 x 31 cm
Hinter Arolla erhebt sich der imposante, 3657 Meter hohe Mont Collon, dessen Nordseite das Eringtal abschliesst. Bergsteigern flösst er Respekt ein: «Eine eindrucksvolle Präsenz»; «ein Wächter, der den Eingang ins Reich des Hochgebirges bewacht»; «als ich vor dem Mont Collon weiter vorangehe, werden die ersten Meter zum Stossgebet. Ich bitte ihn um seinen Schutz»; «eine eigene Welt, erstaunlich grün, mit grünen Flecken, Moos, Blumen und den Hinterlassenschaften der Steinböcke, die hier leben»; «einmal oben angelangt, ist die Aussicht herrlich! Am Horizont sind alle hohen Gipfel der Alpen zu sehen, Weisshorn, Dent Blanche, Matterhorn, Grand Combin und, am nächsten, die Aiguilles Rouges von Arolla»; «dort oben kann man von der Aussicht einfach nie genug bekommen ...»
Die Walliser Kantonalbank besitzt zwei Bilder mit der Ansicht des Mont Collon von Raphael Ritz. Sie sind umso interessanter, weil man alles von vis-à-vis sieht und weil sie die faszinierende Ambivalenz eines Künstlers zeigen, der zwischen einer bukolischen Darstellung des Wallis und einer Darstellung der Gefahren, die dem «Vieux Pays» seiner Ansicht nach drohten, schwankte. In die erste Kategorie gehört das 1867 entstandene Bild «Mont Collon» mit dem blauen Sommerhimmel, den malerischen Maiensässen im Vordergrund und der Borgne d’Arolla, deren Lauf der Blick bis zum ersten Eis und dem imposant aufragenden Berg folgt. Mont Collon, Arolla, fünfzehn Jahre später gemalt, zeigt ein ganz anderes Gesicht. Der Gipfel ist teilweise von Bäumen verborgen, die ein wilder Föhn plagt. Der Mont Collon zeigt sich in einem schlechten Licht, er wirkt unstet, die mächtige Silhouette von bedrohlichen Nebelschwaden eingehüllt. Nicht unbedingt die Postkartenansicht der Alpen. Eigentlich pendelt das gesamte Schaffen von Raphael Ritz zwischen idyllischen Alpenansichten, zu denen Mayens des Plans, Eringtal mit der Dent Blanche gehört, und beängstigenden Bildern von Bergen, auf denen beispielsweise durchfrorene Geologen um ein kümmerliches Feuer vor einer Hütte kauern, bedroht durch den wütenden Felsen. Tief erschüttert vom Kulturkampf, der im Wallis tobte, aber auch durch den Beitritt seines Kantons zur Eidgenossenschaft, den unaufhaltsamen Fortschritt der Erdwissenschaften, die sich die Alpen aneigneten, drückte Raphael Ritz seine Ressentiments mit einigen berühmten Gemälden aus. Beispiele dafür sind die «Sonntagsmesse auf dem Sanetsch», auf dem die Frommen versteckt zu beten scheinen, «Der Archäologe in der Kathedrale von Valeria», die den Massentourismus erahnen lässt, «Botaniker in den Bergen», der die Kinder erschreckt, die «Ingenieure in den Bergen», die mit ihren Arbeiten, Messungen und rationalem Denken die alten Erzählungen entmystifizieren und an den Grundfesten der Walliser Kultur rütteln.

 

Ritz Raphael

Raphael Ritz wurde am 17. Januar 1829 in Brig geboren. Sein Vater Lorenz Justin war ein bekannter Maler. Der junge Raphael schwankte zwischen der Malerei und den Naturwissenschaften und entschied sich dann für die Kunst.

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