Stilleben mit Vasen

Die Kunstgeschichte kennt zahlreiche Maler, die unermüdlich dasselbe Thema bearbeitet haben. Einer von ihnen ist Palézieux. Von einer fast krankhaften Strenge gegen sich selbst, erweckt er den Eindruck, als sei er mit seinen Schöpfungen nie zufrieden. Er sieht seinen Vorwurf immer wieder anders und nimmt ihn ständig neu in Angriff, bis er das grösstmögliche Mass an Vollkommenheit erreicht. 
Der grosse Giorgio Morandi war sein Lehrmeister und ist sein künstlerisches und moralisches Ideal geblieben. Die Wahlverwandtschaft beschränkt sich aber nicht auf den künstlerischen Ausdruck, sondern sie erstreckt sich auch auf die Lebensform. Beide lieben die nahezu mönchische Zurückgezogenheit, Einsamkeit und Stille und schöpfen daraus ihre Schaffenskraft. Vier Jahrzehnte lang schuf Gérard de Palézieux seine durch die intimste Umgebung inspirierten Gemälde, Aquarelle und Radierungen mit demselben Geschick und derselben Meisterschaft. 
Für die Gruppe der ersten Stilleben, zu der dieses Bild gehört, ist es bezeichnend, dass der Inhalt noch den Hang zur genauen Schilderung verrät. Schon bald wurde die Komposition indessen einfacher und strenger. In unserem Beispiel spielt der Maler mit dem Kontrast zwischen den Formen der Natur und denen der kunstgewerblichen Erzeugnisse. Da sind einerseits die Vergänglichkeit und die Unbestimmtheit der Pflanzenwelt und andererseits die geometrische Struktur und die Beständigkeit der von Menschenhand geschaffenen Dinge. Beide Bereiche werden ästhetisch wahrgenommen und so angeordnet, dass die Formen harmonieren und die Farben aufs feinste zusammenspielen. Das ist Palézieux' Hauptanliegen. Seine künstlerischen Wurzeln sind eher im Klassizismus eines Chardin als in der Experimentiersucht unseres Jahrhunderts zu suchen. Das Werk weckt ein Gefühl der Abgeklärtheit und der Unwandelbarkeit. Der Künstler hat die Gegenstände nach seinem Gutdünken angeordnet und ihren Farbton festgelegt. Sie sind zwischen dem dunklen Tisch und dem grauen Hintergrund erstarrt. Hier kann nichts mehr geschehen.
 

De Palézieux Gérard

Gérard de Palézieux wurde am 2. September 1919 in Vevey geboren. Er bildete sich 1937-1939 an der Ecole des Beaux-Arts von Lausanne aus und zog dann nach Florenz, wo er bis 1943 die Kurse der Akademie besuchte.

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