Gelbe Landschaft
Alle Wege führen zur Malerei. Leo Andenmatten, der als kaufmännischer Angestellter in Lausanne tätig war, aber aus dem Saastal stammte und in Susten geboren ist, sollte diese mögliche Wahrheit am eigenen Leib erfahren. Er betätigte sich zunächst als Sonntagsmaler. Nachdem ihn ein einflussreicher Kunstkritiker entdeckt hatte, legte er Bleistift und Feder zur Seite und widmete sich als Autodidakt ausschliesslich seinem neuen Beruf.
So entstand ein malerisches Werk, das zwischen Spontaneität und Fleissarbeit, Unbeholfenheit und Könnerschaft schwankt. Diese Unschlüssigkeit ist für Andenmattens Kunst charakteristisch. Sie verleiht seinen Kompositionen einerseits einen Anstrich von Naivität und andererseits das Gepräge der Meisterschaft. In der Doppelbödigkeit seines ganzen Oeuvres gründet auch der grosse Erfolg, den er bis zum Ende seines ganz der Kunst gewidmeten Lebens ernten durfte. Im Jahre 1959 eröffnete Andenmatten in Sitten die erste Kunstgalerie, die dieses Namens würdig war. Sie brachte dem Walliser Publikum die Malerei als kulturelle Wirklichkeit, soziales Bedürfnis und Daseinsverschönerung nahe. Anfänglich bevorzugte der Künstler eine lebhafte Palette, die sich dann allmählich verengte und abschwächte. Unser Beispiel stammt aus der Übergangsphase. Die Farbe ist zwar noch gegenwärtig, doch die Skala ist schmaler geworden, und die reinen Farben sind verschwunden. Die von Rotund Gelbtönen beherrschte Atmosphäre strahlt Wärme aus. Andenmatten liebt es, die Landschaft und die Figuren mit scheinbarer Genauigkeit zu schildern. Der bewusste Verzicht auf Festlegung verleiht seinen Kompositionen einen universalen und zeitlosen Charakter. Die Identifizierung des Ortes ist unwichtig; die Hauptsache ist die zu beschwörende Stimmung. Obwohl das Werk durch eine Szene inspiriert wurde, die der Künstler in einer tatsächlich aufgesuchten Gegend erlebt hat, wirkt es vor allem durch seine Atmosphäre.
In diesem durch und durch geheimnisvollen Bild ist alles Stille und Leere. Der Horizont wird durch die Fassaden mit den blinden und dunklen Öffnungen abgeschlossen. Die beiden entfliehenden dunklen Silhouetten erscheinen als wesenlose Schemen. Andenmatten deutet mehr an, als dass er erzählt, Seine Malerei ist ein Spiegelbild der Zurückhaltung und Bescheidenheit, die ihn auszeichnete.
Andenmatten Leo
Leo Andenmatten wurde am 25. Februar 1922 in Susten geboren. lm Jahre 1940 schloss er in Lausanne seine kaufmännische Ausbildung ab. Gleichzeitig malte er als Autodidakt seine ersten Bilder.
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