Meditation

Andenmatten hielt seinem Stil, der von Kritikern und Liebhabern schon bald geschätzt wurde, die Treue. Er wandte ihn mit offensichtlichem Geschick auf typische Walliser Themen an, die bisher noch niemand auf vergleichbare Art behandelt hatte. Von nun an bevölkerte sich sein Werk mit hoheitsvollen Figuren, die in zufälligem Wechsel in Vorderoder Seitenansicht dargestellt sind und sich von funktional und farblich unbestimmbaren Flächen abheben. 
Die Unzulänglichkeit der Zeichnung, deren sich der Künstler bewusst war, wird durch eine originelle Wechselbeziehung der Farbtöne und eine harmonische Verteilung der Flächen wettgemacht. 
Der unbestimmte Charakter dieser Kompositionen wird durch ihre radikale Schlichtheit unterstrichen. Manche haben darin eine Anpassung an die einfachen Realitäten des traditionellen Walliser Daseins sehen wollen. Doch das typisch Walliserische der Szene ist nicht das entscheidende Kriterium. Andenmatten strebt nach dem Allgemeingültigen, wie die Titel, die er seinen Werken von den ausgehenden sechziger Jahren an gab, widerzuspiegeln und nachträglich anzudeuten versuchen. Wahrscheinlich hat unser Bild erst lange nach seiner Entstehung im Jahre 1963 den Titel Meditation erhalten.
Ausserdem brachte der Künstler von seinen Reisen nach Spanien, Griechenland und in die Bretagne einen Vorrat an Bildern nach Hause, die der Walliser Wirklichkeit in vielen Punkten entsprachen. Die Lokalisierung der Szene ist demnach nebensächlich; der allgemein gehaltene Titel erlaubt, der Folklore und dem Anekdotischen zu entgehen. Das Werk ist eine vollendete Schöpfung. Die dargestellten Personen sind nicht so sehr Figuren als vielmehr Formen, die ein Eigenleben führen. Meditation ist eines der ersten Gemälde, mit denen Andenmatten seiner Laufbahn eine Wende gab, die sich als entscheidend erweisen sollte. Es ist auch eines der wenigen figurativen Bilder, die er mit dem Spachtel ausgeführt hat. Ausserdem hat er der Farbmasse Sand zugesetzt. Dieses Verfahren verstärkt den Eindruck des Herben und Authentischen.
 

Andenmatten Leo

Leo Andenmatten wurde am 25. Februar 1922 in Susten geboren. lm Jahre 1940 schloss er in Lausanne seine kaufmännische Ausbildung ab. Gleichzeitig malte er als Autodidakt seine ersten Bilder.

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