Junges lesendes Mädchen

Bleistift, Aquarell und Kohle auf Papier, 36 x 29,5 cm
Im Olsommer-Korpus der Sammlung der Walliser Kantonalbank sind drei Bilder dem Thema Lesen gewidmet. Zwei davon sind sich sehr ähnlich, sie zeigen einen jungen Mann respektive ein junges Mädchen, die in ein Buch vertieft sind. Das Fehlen jeglicher äusseren Bezüge und die Unbestimmtheit des Orts, wo sie lesen, lassen daran denken, dass Charles-Clos Olsommer anders als die meisten anderen Maler, die von aussen kamen und sich im Wallis niederliessen, Veyras gewählt hat, um sich in seine innere Welt zurückzuziehen. Auch kehrte er mit einem Grossteil seiner Werke der Walliser Landschaft und ihren regionalen Bräuchen den Rücken, um uns eine Welt der Introspektion und der Spiritualität zu eröffnen, in der das Buch und das Gebet die wichtigsten Elemente sind. Im Gegensatz dazu wird im dritten Werk die Walliser Identität der Dargestellten zum Ausdruck gebracht und sie befindet sich in einem alpinen Umfeld, in der Nähe eines verschneiten Dorfes. Auch wenn der Künstler sie nicht zur Hausarbeit verdammte und auch nicht auf die Mutterrolle am Herd beschränkte, sondern sie in einer vertieften, denkenden Haltung darstellte, vermittelt das junge Mädchen mit ihrer Tracht vor einer Walliser Landschaft eine beständige symbolische Identität, die etwas Zeitloses hat. Sie verkörpert das «Vieux Pays» mit seinem von den Unbillen der Moderne und des Stadtlebens bewahrten bäuerlichen Charakter. Das junge Mädchen liest, aber es ist nicht frei.

Olsommer Charles-Clos

Charles-Clos Olsommer wurde am 17. März 1883 in Neuenburg geboren, wo sein Vater als Fotograf tätig war. Die Familie stammt aus Skandinavien. In den Jahren 1901 und 1902 besuchte er an der Ecole d'Art von La Chaux-de-Fonds den Unterricht Charles L'Eplatteniers.

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