Schlummernde Frau
Die Frau nimmt in Olsommers Werk einen aussergewöhnlichen Platz ein. Man kann sogar behaupten, dass sie seine Kunst beherrscht. Daher ist es verständlich, dass es nur eine einzige - die Gefährtin für ein ganzes Leben - sein konnte.
Sie hiess Veska und inspirierte den Maler zu seinen Hauptwerken. Das erklärt, warum er sich mit der geteilten Einsamkeit von Veyras abfinden konnte, obwohl weder er noch seine Gefährtin eine nähere Beziehung zum Wallis hatten.
Von Veska übernahm er den slawischen Hang zur Mystik, der sich aus uralten Quellen nährt und sein Werk auf wunderbare Weise befruchtete. Alle allegorischen Figuren tragen Veskas Züge.
Das gilt auch für das bedeutende Bild, das sie schlummernd in einer unbestimmbaren Landschaft zeigt. In dieser Komposition ist alles geheimnisvoll, angefangen mit dem Heiligenschein, der die vollkommene Rundung des Kopfes mit dem roten Haar unterstreicht.
Olsommers Palette ist hier ausserordentlich kräftig und abwechslungsreich, die Pinselführung lebendig und grosszügig. Van Gogh und Gauguin werden als Vorbilder spürbar. Seine Kunst steht noch im Banne des Jugendstils, den er während seiner Münchner Lehrjahre kennengelernt hatte. (Es war ungewöhnlich, dass ein junger Westschweizer nach München ging, denn man bevorzugte natürlich Paris.) Die untere Zone der Komposition ist unvollendet. Sie erlaubt einen Einblick in die Entstehung des Bildes. Olsommer hat eine Schicht über die andere gelegt. Jede von ihnen bringt eine Bereicherung, wie die Reproduktion deutlich zeigt.
Olsommer Charles-Clos
Charles-Clos Olsommer wurde am 17. März 1883 in Neuenburg geboren, wo sein Vater als Fotograf tätig war. Die Familie stammt aus Skandinavien. In den Jahren 1901 und 1902 besuchte er an der Ecole d'Art von La Chaux-de-Fonds den Unterricht Charles L'Eplatteniers.
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