Melancholische Gedanken
Pastell, Ölkreide, Bleistift auf Holz, 49 x 60 cm
Es gibt viele Gemälde von Olsommer, die man der Rubrik «Innere Abgründe» zuordnen könnte. Diese ganz eigenen Bilder weisen keinerlei Bezug zum Wallis auf und zeigen junge Frauen, die vor Bestürzung erstarrt, vor Verzweiflung gelähmt, im Gebet versunken oder von der Melancholie paralysiert sind. Seit Albrecht Dürer weiss man, dass Melancholie nichts mit Bequemlichkeit zu tun hat, sondern ein Zustand des extremen Erwachens ist, in dem der Geist die Vergeblichkeit menschlichen Handelns angesichts dessen, das er nicht beeinflussen kann, misst. Das Unvermögen des menschlichen Denkens, die grossen Geheimnisse des Universums, seine Entstehung und damit auch ein mögliches göttliches Element bei deren Verlauf zu erfassen, stürzt den Menschen in eine völlige Untätigkeit. Mit der Verbindung der Worte «Gedanken» und «melancholisch» lässt sich Olsommer eher einer dürerschen Tradition zuordnen als einer abgeschmackten Sentimentalität, wie sie beispielsweise dem amerikanischen Maler Roy Lichtenstein angelastet wurde, als er junge Mädchen malte, die angesichts des Ausbleibens des Verehrers beim Rendez-vous melancholisch waren.
Olsommer Charles-Clos
Charles-Clos Olsommer wurde am 17. März 1883 in Neuenburg geboren, wo sein Vater als Fotograf tätig war. Die Familie stammt aus Skandinavien. In den Jahren 1901 und 1902 besuchte er an der Ecole d'Art von La Chaux-de-Fonds den Unterricht Charles L'Eplatteniers.
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