Korb mit Trauben

Das Stilleben hat im Schaffen Albert Chavaz' stets einen bevorzugten Platz eingenommen. Seine Schwäche für Cézanne brachte es zwangsläufig mit sich, dass er sich ebenfalls dieser schlechthin klassischen Gattung zuwandte. 
Im vorliegenden grossformatigen Bild blieb der Künstler seiner aus dem Alltag schöpfenden Inspiration treu. Auch den Grundsatz der Vereinfachung verleugnete er nicht. Er arbeitete mit breiten Streifen, die vielfältige Farbtöne und verschiedenförmige Flächen aufweisen. Die meisterhaft gestalteten Elemente verleihen dem Werk eine Grösse und Gegenwärtigkeit, die die physische Wirklichkeit des Gegenstandes weit hinter sich lässt. 
Der Talhang von Savièse ist mit Reben übersät. Die Traube ist ein Bestandteil der regionalen Kultur, und der Wein nimmt im gesellschaftlichen Leben eine privilegierte Stellung ein. Die zahlreichen Künstler, die in Savièse ansässig waren, und die Freunde, die sie besuchten, erwähnen diese Tatsache immer wieder. Besonders geschätzt wird der Muscat. Die Kellerpartien, «bei denen man mit dem Glas in der Hand vielerlei über das Land vernimmt», wie Madeleine Biéler, die Gefährtin des Entdeckers von Savièse, schreibt, stellen regelrechte Riten dar. Marguerite Bumat-Provins hat sie in ihren «Petits Tableaux Valaisans» anschaulich geschildert: «Die unbeholfen gezimmerte Tür des vom stechenden Käse und Weingeruch erfüllten Kellers steht einladend offen und lauert dem des Weges Kommenden auf. Sie verheisst Kühle und ein Plauderstündchen vor den ernsten Fässern, die im Halbdunkel liegen und glucksen, wenn daraus der Wein fliesst. Hier herrscht ein schmuddliges, durch die schmalen Fenster, die fahl sind wie Silberplatten, gefiltertes Zwielicht, und in dieser Dämmerung sind scharf umrissene Gestalten am Trinken und am Plaudern.» 
Auch in diesem Beispiel versteht es Chavaz meisterhaft, die einfachsten Dinge zu sublimieren. Die alltäglichen Gegenstände und die nebensächlichen Einzelheiten wie das Stück Papier, das die Trauben im Körbchen schützt, verwandeln sich in wesentliche Elemente. Die Unscheinbarkeit des Vorwurfs schreckt den Maler nicht ab; im Gegenteil, gerade dieser Eigenschaft verdankt seine Gestaltung eine unerwartete Grösse und Monumentalität.

Chavaz Albert

Albert Chavaz wurde am 6. Dezember 1907 in Genf geboren. Er absolvierte in der Bäckerei seines Vaters eine zweijährige Lehre. Von 1927 bis 1932 studierte er an der Ecole des Beaux-Arts in Genf bei Fernand Bovy und Philippe Hainard.

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